nomad lines - ink calligraphy

 

Während des Zeichnens drängten sich unwillkürlich uralte, menschliche Verhaltensmuster auf! So verhalten sich die Linien am Papier ähnlich wie Nomaden und stehen für das Unterwegssein, für alltägliche Riten und Wiederholungen, für Bewegungen in einer Art Zeitlosigkeit. Sind es ganz persönliche oder jene ganzer Völker? Es ist einerlei! In kontemplativer Weise wurde die Linie exzessiv vorangetrieben und an die Grenze geführt: Vertikale und horizontale Spuren durchziehen seitenweise Papiere in immer neuen Verläufen, Verknotungen, Verdichtungen, Vernetzungen, Verspannungen, Verflechtungen. In Farbbeziehungen, in denen sich Farben mischen und trennen, dehnen und zusammenziehen, vortreten und zurückweichen, entstand eine unendliche Vielfalt, um nie Endendes und laufend Fortschreitendes zu visualisieren. Jedes Blatt ist ein Unikat in einer Serie beliebig modifizierbarer Interaktionen. Von Seite zu Seite, von Blatt zu Blatt steigert sich das Prozessuale dynamischer Linien.

 

Die Linienformationen ähneln Partituren und Synchronisationen von Gehörtem und Gesehenem: Die rhythmischen Linienbewegungen und Farbvibrationen sind gleichzusetzen mit Klängen musikalischer und seelischer Empfindungen. Harmonische, genau so wie disharmonische Bezüge übertragen sie in ein eigenes Tonsystem: Gesamtgefüge von Kontrasten, Intervallen, Variationen, Überlagerungen, Spiegelungen, Nebeneinanderlegungen fein gezeichneter Linien weisen raumbildende Qualität auf. Die optische Mischung der Farbliniengewimmel ergibt ein monochromes, an Kalligraphien erinnerndes Bild.

 

"Es ist wie Schreiben ohne Buchstaben, wie das Hängen an einem roten Faden, der mir täglich die Richtung vorgibt." 

2012 Cornelia Caufmann

 

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Foto: Einzelausstellung im Kunstraum ORTNER2
Sonnenfelsgasse 8, 1010 Wien
vom 27.09. - 17.11.2012
Foto: Cornelia Caufmann


Werkbeschreibung:

 

Werkzyklus bestehend aus 12 Kalligraphien
Technik:         Tinte
Größe:           à 29,5 cm x 21,5 cm           
Bildträger:     handgeschöpftes Büttenpapier
Jahr:               2012